„Unsere Welt, unsere Rechte“

In der Projektgruppe „Unsere Welt, unsere Rechte“, war am Montag Achmad Mukdad zu Besuch und erzählte den anwesenden Schülerinnen und Schülern, über die Flucht von ihm und seiner Familie. Ebenfalls war seine Tochter Reem Mukdad mit anwesend, welche Teil der Projektgruppe ist und dem Vater als Übersetzerin geholfen hat und selbst als Zeitzeugin einige Geschichten erzählt hat.

Achmad Mukdad ist 64 Jahre alt und ist in Bosra in der Region Dar’a in Syrien geboren und hat neun Geschwister. Er hat sein Abitur in Bosra gemacht und hat aufgrund seiner hervorragenden Leistungen ein Stipendium an der Universität in Leningrad, damalige Sowjet Union, für Elektrotechnik und schließt dieses Masterstudium mit der Note herausragend ab.
Allerdings wird ihm, durch das Land Syrien, die Chance verwehrt eine Dissertation (Doktorarbeit) zu schreiben. Er kehrt nach Syrien zurück und fängt ab dem 01.Juni.1987 im Ministerium für Elektrizität zu arbeiten. Die Korruption in der Führung im eigenen Land, machen Achmad Mukdad sehr zu schaffen und er schließt sich der syrischen Opposition an. Es wird ihm von der syrischen Geheimdienst verfolgt und ihm wird 1993 mit Gefängnis gedroht.
Nach diesen Drohung flieht er in die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und arbeitet dort in verschiedenen Funktion.
Nach sieben Jahren kehrt er, als vermögender Mann zurück und baut sich dort eine große Villa für seine Familie. Dort lebt die Familie bis zum Jahr 2012 friedlich und glücklich.

Am Geburtstag einer seiner Töchter, wird die Familie und Bekannte aus der Nachbarschaft von dem syrischen Geheimdienst überfallen und vor der Familie wird Achmad Mukdad mit dem Tode gedroht. In dem Keller des Hauses haben sich viele Freunde und Bekannte versteckt, unter ihnen auch viele Frauen und Kinder. Die Mutter von den vier gemeinsamer Kinder, erzählte den Töchtern erst in Deutschland, dass die Soldaten im Keller um sich geschossen haben, um der Situation Herr zu werden. Die Mutter nahm die Kinder hinter den Rücken, damit falls in ihre Richtung geschossen werden würde, sie die Mutter getroffen wird und nicht die Töchter.

Am nächsten Tag erfolgte die Flucht in Pyjamas rund 15 Kilometer schaffte die Familie und kam bei einer Frau mit Kind unter. Dort blieb die Familie eine knappe Woche, als ein Bekannter aus dem Sicherheitswesen, Achmad Mukdad informierte, dass er auf der Todesliste des Landes Syrien steht und sich so schnell, wie möglich aus dem Land fliehen sollte. Über ein Gästevisum ging es für ihn nach Italien, was umgerechnet 60 000 Euro gekostet hat, welche er sich Freunden und Bekannten geliehen und direkt auch wieder zurückgegeben hat, sobald er Italien erreichte. Von dort aus plante er den Familiennachzug seiner Frau und Kinder. Dieser Familiennachzug klappt dann auch per Flugzeug über Istanbul, Mailand und Hannover, wo sie ab dem 04. Dezember 2014 ins Auffanglager nach Osnabrück kommen und dort nur wenige Tage verbringen, da Achmad Mukdad sechs Sprachen beherrscht und auch seine Frau Englisch sprechen konnte und so beide als Dolmetscher tätig werden konnten.
Inzwischen besitzt die Familie seit 2020 die deutsche Staatsbürgerschaft. Achmad arbeitet als Dolmetscher und seine Frau arbeitet in einem Kindergarten in Vechta. Der Vater der vier Kinder erzählt stolz, dass sein Sohn eine Ausbildung im Bereich IT in Lohne macht, seine Tochter Nagam eine Ausbildung in einer Arztpraxis in Steinfeld, seine Tochter Reem in der 12. Klasse unsere Schule ist und auch sein jüngstes Kind die 9. Klasse der Schule besucht.
Am Ende warnte er nochmal vor den aktuellen Entwicklung und dass er nicht versteht, warum man aufgrund von Hautfarbe, Religion, Herkunft oder anderen sich gegenseitig deformiert. „Am Ende sind wir alle Menschen“, sagte er zum Schluss.

Am Dienstagvormittag waren Dirk Venjakob und Andreas Pundt von Amnesty International Lohne in der Projektgruppe und haben die Aufgabe von Amnesty in der Welt erklärt. Es wurde in einem Quiz-Format allgemeine Bedingungen von Geflüchteten in der Welt erklärt, dort wurden Fragen gestellt, wie z.B. „Wie definiert man einen Flüchtling?“ oder „Wann wurde die Genfer Flüchtlingskonvention beschlossen?“ Danach folgte ein kurzer Imagefilm von Amnesty und ein Film, was Menschenrechte in der Welt bedeuten. Später gab es noch ein Domino zu den 30 allgemeinen Menschenrechte, mit 30 Fallbeispielen. Insgesamt war der Vortrag sehr informativ, aber auch sehr langatmig.

Am Mittwoch und Donnerstag begann dann die Erarbeitung der Projekte in Kleingruppen. Dabei wurden fünf Gruppen gebildet, welche die Themen „Diskriminierung von Frauen“, „Freiheit“, „Politische Parteien im Vergleich“, „Kinderrechte“ und „Migration“ behandeln und ihre Ergebnisse zusammentragen und am Freitag in verschiedener Form präsentieren werden.